Über Versuche durch optische Hilfsmittel das visieren zu vereinfachen wird schon 1750 berichtet,
man versuchte durch auf den Schaft geklemmte Brillengläser eine bessere Zielaufnahme zu ermöglichen.
Ein bereits zylindrisches (Ziel)Fernrohr beschreibt Johann Georg Leutmann in seinem Buch
"Neue Anmerkungen vom Glasschleifen" um 1719.
Im Frankfurter Museum "Museorem" von Valentini wird 1714 von einem Grafen von Leinigen-Hartenburg
berichtet welcher durch auflegen eines Spektives auf sein Gewehr erfolgreich Partisanenangriffe abwehrte.
Kurt Müller (Plauen/Vogtland) erwähnt in einem Beitrag der Zeitschrift "Der Waffenschmied" Ausgabe
10+11/1938 als Erfinder des ersten brauchbaren Zielfernrohres den im Jahre 1928 verstorbenen Forst-
verwalter August Fiedler in Stonsdorf/Riesengebirge , welcher ein selbstgefertigtes Zielfernrohr auf einer
11mm Jagdbüchse führte.Dieses Zielfernrohr war beschriftet mit "A.Fiedler 1884" und soll sich noch um 1950
im Besitz des Prinzen Heinrich XXXIV von Reuss befunden haben.
Um 1890 wurden erste Zielfernrohre von Hecke in Berlin für die Firmen Sauer & Sohn sowie Oskar Geyger
entwickelt und gebaut. Mitte der 1890er Jahre wurden dann auch Zielfernrohre der Firma Mattes sowie das
Modell "Forstmeister" von Hövel gefertigt, die jedoch noch sehr unzuverlässig waren.
Erst mit den Modellen Skopar der Firma Voigtländer und den Modellen Telorare der Wiener Firma Kahles
kamen brauchbare, jedoch noch sehr schwere zylindrische Zielfernrohre auf den Markt.
In der Folgezeit fertigten auch die Firmen Goerz, Busch, Gerard sowie Fuess Zielfernrohre in zylindrischer Form.
Zeiss sowie Goerz (Modell Pernox) und Hensoldt (Modell Solar) entwickelten Prismen Zielfernrohre,
welche sich jedoch nicht durchsetzen konnten.
Um 1909-1910 brachte Kahles das Modell Mignon mit 4facher Vergrösserung auf den Markt, im folgte das
bekannte Voigtländer Skoparette.
Auf Jagdwaffen setzte sich bald die 4fache Vergrösserung durch, aber auch 6fache sowie 8fache
Vergrösserung waren erhältlich.Bekannt und beliebt waren z.B. die Zeiss Modelle Zielvier und Zielsechs.
Durch den verstärkten Einsatz von Scharfschützen im ersten Weltkrieg wurden die für das Militär
gefertigten Zielfernrohre recht schnell aufgebraucht, so wurden viele zivile Zielfernrohre gespendet
sowie auch eingezogen und in die militärische Verwendung gebracht.
Nach dem Kriegsende und den Erfahrungen daraus wurde versucht eine vereinheitlichung der Zielfernrohr-
typen herbeizuführen, so trafen sich auf drängen der beiden Versuchsanstalten für Handfeuerwaffen
Halensee und Neumannswalde (Albert Preuss ) Verteter der optischen Anstalten und der Waffenindustrie
im Berliner Hotel Continental zu einer Beratung um einheitliche Werte festzulegen.
Zum 1.Oktober 1920 sollten folgende Vereinheitlichungen eingeführt werden:
Normalmodelle : Mindestlänge 26cm, MittelrohrØ 26,5mm, OkularØ 38mm, ObjektivØ je nach Vergrösserung
30, 35, 46 oder 56mm.
Zwergmodelle bis 4x : Mindestlänge 26cm, MittelrohrØ 22mm, OkularØ 30/35mm, ObjektivØ je nach Ver-
grösserung 26,5 oder 30mm.
Die Absehenverstellschraube für das in der ersten Bildebene liegende Absehen sollte rechtsgängig sein.
Als Normalabsehen wurde das Absehen 17 ( heute 1 ) festgelegt, der Abstand zwischen den beiden
waagerechten Drähten sollte 70cm auf 100 meter entsprechen.
Der Augenabstand sollte einheitlich 8cm betragen.
Wie oft bei freiwiligen Vereinheitlichungen wurden diese nicht immer unbedingt von der Industrie
umgesetzt.
Nachteile der Stahlzielfernrohre war ihre komplizierte und oft nicht dauerhafte Befestigung bzw.Montage
auf der Waffe, sie wurden mit Ringen geklemmt oder mit angelöteten Ringen versehen, dafür mussten sie
jedoch komplett zerlegt werden. Da das anlöten der Ringe und die ausrichtung des Zielfernrohrs durch
kanteln sehr aufwendig war wurden neue Montagearten erprobt , darunter die Schienenmontage,
welche sich recht schnell als Standart etablierte. Nun war es auch möglich leichtere Zielfernrohre unter
Verwendung von Duralumin, einer Aluminiumlegierung, zu fertigen und ohne grossen Aufwand auf Waffen
aller Art zu montieren.
Die Firma Zeiss fertigte um 1938 z.B. das bekannte Zielvier in Stahlausführung und als Modell "Federleicht"
aus Aluminium welches rund 100 gramm leichter war.
Um 1930 kamen erste brauchbare Zielfernrohre mit variabler Vergrösserung wie das Modell Zielmulti von
Zeiss und das Modell Panskopar von Voigtländer auf den Markt, zumeist mit Vergrösserungsvariablen von
1 - 4 fach oder beim Voigtländer Panskopar von 3,5 - 7,5 fach.
Bereits vor 1920 erfolgten erste Versuche mit beleuchtbaren Absehen, Zielfernrohre dieser Art wurden von
Voigtländer, Fuess, Busch und der Prager Firma Josef & Jan Fric gefertigt.
Man versuchte zunächst das Absehen durch Glühlämpchen und Glasstäbchen mittels einer Trockenbatterie
zu erleuchten, jedoch waren die damaligen Trockenbatterien zu leistungsschwach um das Absehen längere
Zeit am leuchten zu halten. Die Firma Busch verwendete daher mit radioaktivem Radium bepuderte Absehen
welche dadurch selbstleuchtend waren, allerdings auch nicht wirklich auf Dauer haltbar waren.
Die Firma Fuess entwickelte um 1920 einen Scheinwerfer für Zielfernrohre welcher auf dem eigentlichen
Zielfernrohr befestigt wurde und durch optische Linsen einen fokkusierten Lichtstrahl erzeugte.
Die Stromzufuhr erfolgte über ein 1.5 meter langes Kabel und einem Trockenbatteriesatz, der Scheinwerfer
konnte durch einen Schalter bei bedarf mit der linken hand eingeschaltet werden. Ein Batteriesatz für
10stündige Leuchtdauer wog rund 650 gramm, der Scheinwerfer selber rund 300 gramm.